
Straubing, den 17.11.2022: Das Technologie- und Förderzentrum (TZF) am TUM-Campus in Straubing ist einer der deutschlandweiten Vorreiter, was die Erforschung von nachwachsenden Rohstoffen und alternativer Energien betrifft. Sie befassen sich im Detail mit Rohstoffpflanzen und Stoffflüssen, Biogenen Festbrennstoffen und erneuerbaren Kraftstoffen und dessen Materialien. Innerhalb kürzester Zeit haben sich mehr als 20 Professuren am Standort in Straubing etabliert und bilden Nachwuchsforscherinnen und –forscher in Bereichen der chemischen Biotechnologie, Biomass Technology, nachwachsende Rohstoffe oder Sustainable Management und Technology sowie vielen weiteren Studiengängen aus. Die Nachfrage und das Interesse der Studierenden und Forschenden am Standort Straubing ist groß. Neben der Vorstellung des Forschungszentrums kamen auch aktuell politisch drängende Fragen auf - unter anderem zur Energiepolitik der Ampel, der Erlösabschöpfung von Biomasse oder den Verbesserungspotentialen der neuen Nationalen Bioökonomiestrategie.
Bezugnehmend auf die aktuelle Energiekrise bot dies Katrin Staffler (Sprecherin für Innovation, Bildung und Forschung der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag) und mir die Gelegenheit, uns über aktuelle Forschungsschwerpunkte und Erkenntnisse vor Ort zu erkundigen. Zu diesen Themen informierten sie Prof. Dr. Volker Sieber (Professor für Chemie Biogener Rohstoffe an der TUM), Dr. Bernhard Widmann (Leiter des TZF im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (KoNaRo).
Angesichts des exponentiell steigenden Bevölkerungswachstums und der hinzukommenden Energiekrise ist es nach Aussage der Forscher wichtig, dass alle Menschen mit genügend Energie versorgt werden können und gleichzeitig dem Klimawandel durch die Produktion sauberer Energie entgegenzuwirken. An Lösungen forscht man in Straubing seit bereits 20 Jahren.
Das KoNaRo besteht aus den drei wesentlichen Säulen – dem TUM Campus, dem TZF und dem Centrale Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk (kurz C.A.R.M.E.N). Die drei Säulen verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur auf die Forschung, sondern auch die Transparenz und Vermittlung der Forschungsinhalte nach außen abzielt. Ziel ist es, Rohstoffe durch die Verarbeitung in Biomasseprodukten als Energieressourcen klimaschonend und nachhaltig nutzen zu können, um so attraktive Alternativen zu fossilen Energieträgern bieten zu können. Dazu ist es unbedingt notwendig, dass Deutschland Technologieoffenheit lebt und die Politik den Weg dafür ebnet, dass ein breiter Energiemix etabliert werden kann, um kurz- bis langfristig die deutsche Energieversorgung klimaneutral zu gestalten. Bereits in meiner Zeit als Verkehrspolitischer Sprecher der Union habe ich mich für den vielfältigen Einsatz von alternativen Kraftstoffen und einen Technologiemix eingesetzt.
Bayern hat die Herausforderungen bereits in den 1970er Jahren erkannt und mit der Forschung an nachwachsenden Rohstoffen begonnen. Bereits 2001 wurde am Standort Straubing das Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe gegründet. Im Sommer 2022 kam mit dem sogenannten NAWAREUM die neuste Attraktion am Campus in Straubing hinzu, die die drei Säulen in Bezug auf den Wissenstransfer ergänzt. Die Dauerausstellung NAWAREUM veranschaulicht den Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft zur Sicherung der Lebensgrundlagen. Das NAWAREUM ergänzt insofern das Angebot des KoNaRo im Bildungsbereich.
Insbesondere C.A.R.M.E.N unter der Leitung von Edmund Langer schafft eine Verknüpfung zur Öffentlichkeit und sensibilisiert Märkte für Nutzungsmöglichkeiten nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energien. Das Netzwerk C.A.R.M.E.N bildet wiederum die Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis und gibt Informationen zur industriellen und energetischen Nutzung von Biomasse, um Behörden Wissenschaft, Wirtschaft, Landwirtschaft und Verbraucher gleichermaßen zu beraten. Mit inbegriffen in dieser Arbeit ist ein Netzwerk aus über 90 Mitgliedsunternehmen, die mit KoNaRo zusammenarbeiten. Ich finde, das ist eine beeindruckende Anzahl an Interessenten und Förderern der KoNaRo-Projekte. Mit dem Standort in Niederbayern ist sowohl die gute Anbindung zu heimischen sowie internationalen Partnern gegeben und eine breite Palette nachwachsender Rohstoffe befindet sich direkt vor der Haustür. Zudem haben wir genügend Fläche zum Anbau von Energiepflanzen. Diese Kombination ist einzigartig und spricht für den Standort Straubing. Die in die Zukunft gerichtete Aufstellung der Forschung in Straubing bietet den Akteuren vor Ort viel Potential für nationale sowie internationale Kooperationen. Auch meine Kollegin Katrin Staffler zeigte sich hochinteressiert an den aktuellen Forschungsprojekten und sagte: „Wir brauchen mehr Angebot am Energiemarkt. Mit den aktuellen Planungen zur Erlösabschöpfung bei Biomasseanlagen hemmt die Bundesregierung den Ausbau dieser nachhaltigen Energiegewinnungsform. Denn die Potentiale nachwachsender Rohstoffe im Bereich der Energie sind kurz- und mittelfristig enorm. Wir dürfen sie angesichts der aktuellen energiepolitischen Lage keineswegs aus den Augen verlieren und zu einseitig denken“, so Staffler.
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